Björn Tantau ist Keynote Speaker und Unternehmensberater. Im Interview mit dem TrafficGenerator-Blog erklärt der Social-Media Experte, wie Firmen mehr Reichweite erzeugen und mehr Follower generieren können. Dabei spielt nicht nur das Budget eine wichtige Rolle.

TrafficGenerator: Für Unternehmen, egal ob groß oder klein, geht es vor allem darum, mehr Reichweite und Traffic zu erzeugen. Mal ganz einfach gefragt: Wie funktioniert das?

Björn Tantau: Reichweite bekommt im Internet nur, wer (potenziellen) Followern Inhalte bietet, die es woanders in dieser Form nicht gibt. Das kann besonders unterhaltsamer Content sein, aber auch sehr detaillierte Inhalte. Überlegen Sie mal, warum Wikipedia zu extrem vielen Themengebieten auf Platz 1 oder zumindest sehr weit oben bei Google ist: Wikipedia ist sehr oft sehr detailliert und genau! Hier werden fast alle Fragen zu einem Thema geklärt – und genau das ist der Grund, warum viele Menschen darauf so positiv anspringen. Solche Inhalte werden verlinkt, geteilt und diskutiert – und das ist der Treibstoff für viel Reichweite und Traffic.

TrafficGenerator: Sie selbst haben auf den sozialen Netzwerken zusammen mehr als 50.000 Follower und damit mehr als manches Großunternehmen: Braucht mehr Reichweite einfach nur guten Content? Oder was ist Ihr Geheimnis?

Björn Tantau: Guter Content ist eine Voraussetzung, doch natürlich muss man sich auch um die eigene Community kümmern und sich immer wieder neue Aktionen und Themen ausdenken. Ich selbst mache das ständig und verlose zum Beispiel themenrelevante Bücher auf Facebook. Gewinnspiele sind immer noch legitim und funktionieren hervorragend, wenn die thematische Relevanz vorhanden ist. Daneben habe ich aber auch einen Newsletter mit 10.000 Abonnenten aufgebaut, wo ich immer wieder exklusive Inhalte anbiete. Content also, den ich so nur dort publiziere und sonst nirgendwo anders. Wer diesen Content haben will, muss natürlich den Newsletter abonnieren. Meine größten Vorteile sind aber die Tatsachen, dass ich viel hochwertige Inhalte kostenlos verteile – wie zum Beispiel auf meiner Webseite. Zusätzlich nehme ich mir Zeit für Fragen aus meiner Community und versuche, alle Kommentare und alle E-Mails zu beantworten, die mich erreichen. Das macht mich für die Menschen, die mir folgen, authentischer und somit steigt die Bereitschaft, meine Inhalte weiter zu teilen – was dann natürlich wieder für mehr Reichweite sorgt.

TrafficGenerator: Sie haben sowohl kleine, mittelständische als auch Großunternehmen beraten. Worin liegt bei diesen Firmen der Unterschied in der Herangehensweise an das Thema Reichweite?

Björn Tantau: In erster Linie natürlich bei den Ressourcen. Große Unternehmen haben mehr Ressourcen zur Verfügung – dafür sind kleine Unternehmen oft kreativer und können schneller reagieren. Das muss man wissen, wenn man Strategien und Konzepte erstellt. Oft ist in großen Unternehmen mehr möglich, wenn man es schafft, auch dort den kreativen Prozess in Gang zu bringen. Das ist bei vielen Beteiligten natürlich komplizierter, weil es auch mehr wertvollen Input gibt. Bei kleineren Unternehmen ist der kreative Prozess oft schneller abgeschlossen, dafür dauert die Umsetzung länger – eben wegen der Ressourcen. Letztendlich aber folgt die Generierung von Reichweite immer den gleichen Gesetzen, unabhängig von der Unternehmensgröße.

Schlechter Content wird nicht besser, wenn er mit mehr Geld zum Beispiel bei Facebook beworben wird.

TrafficGenerator: Natürlich spielt beim Thema digitales Marketing auch immer das Budget eine wesentliche Rolle. Doch bedeutet mehr Geld auch gleich mehr Reichweite?

Björn Tantau: Mehr Geld bedeutet nicht zwingend mehr Reichweite, auch wenn ein höheres Budget natürlich mehr Möglichkeiten eröffnet. Mit mehr Budget können zum Beispiel mehr Ressourcen genutzt werden und selbstverständlich kann auch mehr Geld in Werbung investiert werden. Vor allem die Nutzung von Facebook Ads ist sehr rentabel – dort muss aber im Vorfeld immer Budget eingesetzt werden, damit es überhaupt zu Ergebnissen kommt. Große Budgets sind aber keine Garantie für mehr Reichweite. Schlechter Content wird nicht besser, wenn er mit mehr Geld zum Beispiel bei Facebook beworben wird. Man merkt das schnell an der Interaktionsrate – und genau an diesem Indikator lassen sich auch günstige Kampagnen festmachen, die mit wenig Budget entstanden sind. Davon gibt es in Social Media immer wieder spannende Exemplare, die teilweise sogar komplett ohne ein Budget entstanden sind und dann wegen des guten Contents viral gegangen sind. Problem: Solche Kampagnen kann man nicht planen, was aber trotzdem oft versucht wird! Das ist einer der Gründe, warum manche Kampagnen auch bei großen Budgets nicht immer funktionieren.

TrafficGenerator: Facebook, Twitter, LinkedIn und Co.: Auf welcher Social-Media-Plattform sollte ein mittelständisches Unternehmen auf jeden Fall präsent sein? Und warum?

Björn Tantau: Generell ist hier auf jeden Fall nach wie vor Facebook zu nennen, weil die Reichweite dort schlicht und ergreifend immer noch am höchsten ist. Das gilt auch für B2B-Themen, denn dieser Bereich wird auf Facebook immer größer. Dank des guten Targetings lassen sich mit Facebook Ads mittlerweile auch User nach ihren Berufen und Positionen in Firmen identifizieren. Knapp 30 Millionen Deutsche nutzen Facebook. Die Chance, dass sich dort viele Menschen aus der richtigen Zielgruppe finden, ist sehr hoch. Wenn es um spezielle Themen wie zum Beispiel HR geht, dann sollten Unternehmen auch auf Xing und LinkedIn aktiv sein. Diese beruflichen Netzwerke sind wichtig zur Schärfung des eigenen Unternehmensprofils und eben, um neue Mitarbeiter zu finden. Twitter ist zum Beispiel für Medien- und Nachrichtenanbieter interessant, weil sich viele Menschen via Twitter über das aktuelle Weltgeschehen informieren. Letztendlich kommt es immer darauf an, welches Ziel erreicht werden soll. So ist zum Beispiel YouTube für ein Unternehmen wichtig, wenn eigene Produkte visuell erklärt werden sollen. Ich nehme hier immer gern den Baumarkt, der mit Videos auf YouTube zeigt, wie sich die dort erhältlichen Geräte praktisch einsetzen lassen. Dieses Prinzip klappt aber natürlich auch mit allen anderen Dingen, die sich mit einem Video besonders gut erklären lassen.

Björn Tantau…

…blickt auf über 15 Jahre Erfahrung im Online Marketing zurück und ist unter anderem als Blogger, Keynote-Speaker, Unternehmensberater, Coach und Podcaster bekannt. In sozialen Netwerken folgen ihm mehr als 50.000 User und er hat mehrere Bücher geschrieben, unter anderem zum Thema Website-Traffic. Als Autor schreibt er regelmäßig für große deutschen Websites, Blogs und Magazine und spricht auf nationalen und internationalen Konferenzen, Messen und Events.

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Martin Ehrenfeuchter

Martin Ehrenfeuchter studiert Medien- und Kommunikationswissenschaften am Karlsruher Institut für Technologie. Nach Praktika bei den Badischen Neuesten Nachrichten und bei Mercedes-Benz arbeitet er als Online-Redakteur für den TrafficGenerator Blog. Immer am Puls der Zeit hat er die Branchen-News im Blick und berichtet über Aktuelles aus der spannenden PR- und Social-Media-Welt.