Wie wirkt sich die Nutzung von Online Social Networks auf die Interaktion in bestehenden Beziehungen und auf das Sozialkapital aus? Dieser Frage ging Prof. Dr. Bernadette Kneidinger-Müller auf den Grund.
Smartphone, Laptop, Tablet, sowie Facebook, Twitter, Whatsapp: längst gilt es als selbstverständlich nicht nur während der Arbeit, sondern auch auf Flugreisen, in der Bahn oder im Urlaub ständig erreichbar und verfügbar zu sein. Planloses, stundenlanges Umherirren in der Städtemetropole New York gehört der Vergangenheit an: Das in das Handy integrierte GPS-System führt uns immer an das gewünschte Ziel, egal wo wir uns gerade befinden. Doch welche Auswirkungen haben die sozialen Netzwerke auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen?
Unter Sozialkapital versteht man Ressourcen, die ein Akteur nicht selbst besitzt, sondern über die ein Individuum lediglich aufgrund seiner sozialen Kontakte zu anderen Akteuren verfügen kann. Voraussetzungen für ein Sozialkapital sind soziale Beziehungen, die in unterschiedlichster Weise aufgebaut, erhalten und gepflegt werden müssen.
Die deutsche Übersetzung wäre wohl „schwache-„ und „starke Bindungsformen“. Kneidinger-Müller bezeichnet die Stärke einer Beziehung als eine Kombination aus Zeit, emotionaler Intensität, Intimität und reziproker, also wechselseitiger Dienstleistungen. Starke Beziehungen definieren sich dabei durch „enge Freunde“ und „Familienangehörige“, schwache Beziehungen durch „oberflächlich Bekannte“, also eher lose, wenig emotionale Bindungen.
Den Befragten wurden insgesamt fünf Situationsbeschreibungen vorgelegt, bei denen es um die Kontaktaufnahme bzw. die Bitte um Hilfe von bereits bekannten Personen ging.
Die Probanden sollten der jeweiligen Situationseschreibung eine Person aus ihrem näheren und weiteren Bekanntenkreis zuordnen. Weitere Fragen wie zum Beispiel die Kontaktaufnahme oder den Beziehungsstatus zu der ausgewählten Person folgten. Ziel war es, ein Profil der Beziehungsform des Befragten mit der jeweils kontaktierten Person zu erstellen. Kneidinger fand bei der Analyse der Fragebögen unter anderem heraus, dass bei „strong ties“ eine große Bedeutung auf klassische Kommunikationswege wie „Telefon“ oder „persönliches Treffen“ gelegt wird. Die Kommunikationstools von Facebook werden dagegen eher vernachlässigt. Bei „weak ties“ sind überraschender Weise aber auch keine wesentlichen Unterschiede zu sehen. Es ist keine Verlagerung hin zu einer computerbasierten Kommunikation zu entdecken. Zwar ist die persönliche Interaktion (Face-to-Face) zurückgegangen, eine verstärkte Nutzung anderer Kommunikationswege ist aber nicht sichtbar.
Alle weiteren Informationen zu Prof. Dr. Bernadette Kneidinger-Müller finden Sie hier.
Martin Ehrenfeuchter studiert Medien- und Kommunikationswissenschaften am Karlsruher Institut für Technologie. Nach Praktika bei den Badischen Neuesten Nachrichten und bei Mercedes-Benz arbeitet er als Online-Redakteur für den TrafficGenerator Blog. Immer am Puls der Zeit hat er die Branchen-News im Blick und berichtet über Aktuelles aus der spannenden PR- und Social-Media-Welt.